Was macht die Kunst?

Kunst und Liebe sind ein Paar

Liebe widerum entfaltet sich erst in Selbstliebe. Kunst bezieht Stellung zur Umwelt und gewährt uns in ihren Werken Einblick ins Innenleben ihrer Schöpfer. Soll dabei etwas für die Gemeinschaft, an die sich Kunst ja wendet, entstehen, braucht es eine konstruktive, liebevolle Grundhaltung.

Künstler - sind das - bis auf wenige Auserwählte oder Glückspilze - nicht alles Leute, die mit sich selbst nicht klar kommen? Unglückliche Menschen, die auf Nebenschauplätzen ihr eigentliches Problem öffentlich zur Schau stellen und dafür auch noch Bewunderung erwarten? Pfui Teufel! Handelt es sich nicht um Taugenichtse, die zu faul zum Arbeiten sind, geistig Geschädigte, die besser etwas vernünftiges machen sollten, als uns mit ihren Themen auf die Nerven zu gehen?

Künstler, die es ernst mit ihrer Kunst meinen, leisten einen wertvollen Beitrag für die Gesellschaft, in der sie leben. Warum? Sie drücken Emotionen in ihren Werken aus.
Emotionen hat sich die Mehrheit aus gutem Grund verboten. Ließe man Emotionen ungezügelt von der Leine, gäbe es bald Mord und Totschlag - so lautet jedenfalls der allgemein anerkannte Glaubenssatz. Wir können unseren Bürger nicht die Verantwortung für sich selbst überantworten. Regel eins: Zügele deine Emotionen! Man sieht ja, was beim Kreuz- und Querdenken herauskommt!
Ist das wirklich so?

In Kunstwerken steigen Emotionen oft gezügelt, in Metaphern gehüllt oder auch mal komplett ungebremst an die Oberfläche des Bewusstseins. Als Publikum können wir sie dann gefahrlos betrachten - aus sicherer Distanz. Gefahrlos daher, weil man hat ja mit den emotionalen Entäußerungen der Künstler nichts zu tun. Man guckt ja nur. Oder nicht? Beim Betrachten fängt unser System natürlich gleich an, den Dingen eine Bedeutung zu geben. Hier werden wir selbst zum Schöpfer unserer Gedanken - wir arbeiten unbewusst mit: Wer sich dann über ein Kunstwerk aufregt, ist Opfer seiner eigenen Gedanken - stimmt's?

Na gut, so einfach mag es im Einzelfall manchmal nicht sein, wenn Aussagen unmissverständlich gemacht werden, aber Ausnahmen bestätigen ja nur die Regel. Wenn wir bedenken, dass jede Äußerung eines Menschen zugleich eine Kostprobe seiner Persönlichkeit ist, können wir uns dieser Person ja ganz entspannt widmen.

Soll man sich aufregen? Ja, wenn die Äußerungen den humanistischen Konsens verlassen. Als Leitlinie können wir uns den Anspruch des Psychologen Marshall B. Rosenberg zu eigen machen, der im zwischenmenschlichen Miteinander voraussetzt, dass wir uns gemeinsam so verhalten (Denken, Sprechen, Handeln), dass sich alle Beteiligten wohl miteinander (!) fühlen. Wie soll das gehen? Rosenberg meint, dass wir einerseits unsere Gefühle zulassen müssen und sie auch in verständliche Worte - das heißt, in Aussagen, die uns selbst betreffen kleiden können. Dann, wenn wir den anderen nicht bewerten, sondern von unseren Gefühlen sprechen, hört das Gegenüber vielleicht besser hin, als wenn wir ihn herunterputzen.

Wenn das weltweit nicht praktiziert wird (Kriege, Folterungen, Ausbeutung, Misshandlung von Kindern, Bankenskandale, Fake News, Umweltverschmutzung etc.) ist das ja für uns noch lange kein Freibrief, diesen Anspruch nicht an unser eigenes Verhalten anzulegen.

Emotionen sind die wichtigste Triebfeder in unserem Leben. Sie entspringen aus Bewertungen, die wir anlässlich aufrührender Erfahrungen mit unser Umwelt schon seit frühster Kindheit gesammelt haben. Diese Gedanken und die daraus folgenden Emotionen (Freunde, Angst, Ekel, Scham… etc.) hinterfragen wir oft nicht, denn unser Bedürfnis ist es, uns in unserer Weltsicht zu bestätigen und damit die eigene Sicherheit und Orientierung sicherzustellen.

Tsss… so kommen wir ja nicht weiter.

Die sozialen Medien öffnen uns ja die Tür in die Ateliers mancher Künstler. Letztens habe ich auf Instagram ein Video angeschaut, in dem berühmten Maler Damian Hirst (der mit dem mit Brillanten bestückten Totenkopf) in dem er in seinem Atelier gefühlt zwanzig Gemälde bearbeitet. Es sind immer Szenen, in denen im Hintergrund eine Villa angeordnet ist, in deren Vorgarten Blumen wie wild blühen. Hirst läuft von Bild zu Bild und klatscht mit einer Holzlatte oder dergleichen Farbe auf die Leinwände - in der richtigen Stärke und Perspektive. Das war grandios.

Andererseits lese ich auf youtube oft Schlagzeilen wie „Mensch A zerlegt Mensch B”, wobei das immer nur in eine (politische) Richtung geht. Nie heißt es „Mensch B zertrümmert Mensch A” - da muss doch etwas faul an der Sache sein, oder? Zumal es ja im Leben nicht darum gehen kann, jemanden zu grillen, zu zerstören, an die Wand zu nageln… Hier werden Emotionen bewusst destruktiv angesprochen, in dem sie an den menschlichen Zerstörungstrieb appellieren - man denke nur an die unzähligen, mühevoll gekleckerten Sandburgen, die man uns in Kindertagen so genussvoll zertreten hat und wir nur ohnmächtig dabeistehen konnten, weil die Eltern untern Sonnenschirm dösten und das fremde Kind schon einen Kopf größer war, als wir selbst. Da blieb uns nur zu hoffen, dass dieses ätzende Wesen möglichst bald in eine spitze, überaus scharfe Glasscherbe treten möge - als emotionale Wiedergutmachung - tjapp, so sind wir Menschen halt ja auch - triebgesteuert.

Die meisten Künstler die ich kenne, enthalten sie politischer Stellungnahmen. Das hält das Publikum nicht davon ab, den Kunstwerken eine politische Bedeutung zu geben. Kunst als emotionale Entäußerung hat ja auch nicht viel Politik zu tun. Kunst spricht Gefühle und Bedürfnisse an. Alle anderen „Werke” sind Auftragswerke, die nichts mit Kunst zu tun haben. Sie fallen für mich in die Kategorien „Werbung” oder „Propaganda”. Kunst rangiert auf einer anderen Ebene als Marketing oder tagespolitischer Zielsetzung entsprechender Akteure.

Das Paradethema für Emotionen findet sich in der LIEBE. Hier haben alle Generationen von Künstlern sich betätigt - die schreibende Zunft, die darstellende Kunst -alle haben sich dem Thema mit Inbrunst gewidmet. (Beispiele… zur Erinnerung)

Ein Schlüssel für die Liebe ist die Selbstliebe. Wer sich selbst liebt, ist auch in der Lage, andere Menschen zu lieben. Wer sich selbst nicht liebt, hat in der Liebe dagegen wenig bis gar keine Chancen.
Was gibt es Sachen Selbstliebe eigentlich zu tun? Der erste, der vielen bei diesem Thema einfällt ist Narkissos - also Narziss. Auch Parzival kann einem in den Sinn kommen.
Beide Gestalten fehlte Orientierung aus sich heraus. Wer bin ich, welche Aufgabe habe ich hier auf Erden?

Wer sich selbst lieben kann und nicht verurteilen muss, kann auch Mitgefühl für seine Mitmenschen empfinden. Das können beide Superhelden aus unterschiedlichen Gründen nicht. Das ist ein guter Cliffhanger für weitere Gedanken, finde ich. Bis dahin… herzliche Grüße.
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