Verstand beobachten

Was ich denke, strahle ich aus

Unser Selbstbild beeinflusst die Resultate unserer Kommunikation. Was ich fühle, über mich selbst glaube und denke, teile ich gewollt oder ungewollt meinem Umfeld mit. Habe ich eine gute Meinung von mir, strahle ich sie aus. Bin ich unsicher, verbreite ich diese negativ gefärbte Stimmung.

von: Henri Marzillier
mit Fotos von: Joshua Rondeau

Fremde Gedanken denken

Viele unserer Gedanken über uns stammen gar nicht von uns. Wir haben uns durch häufige Wiederholungen nur angewöhnt, so zu denken. Eltern, Lehrer, Ausbilder, Beziehungspartner - alle, mit denen wir in intensivem Kontakt standen oder stehen, vermitteln uns - beabsichtigt oder nicht - eigene Glaubenssätze. Damit stärken sie vorerst unsere Überzeugung, dass wir so sind, wie sie uns wahrnehmen.

Meine Gedanken über mich stammen nicht unbedingt von mir. Sie können mir von Eltern, Lehrern, Beziehungspartnern etc. vermittelt worden sein.


Ist das wirklich so? Kann man denn gar nichts dagegen tun?

Unser Archiv ist mit Gefühlen und Erinnerungen gefüllt

Erfahrungen aus vergangenen Situationen beeinflussen unser Selbstbild. Einige von ihnen liegen sichtbar vor uns, andere bleiben unscheinbar im Verborgenen.
Wir haben die wunderbaren Momente unseres Lebens, an die wir immer wieder gern denken – die große Freude über das lang ersehnte Fahrrad, der Duft unserer Lieblingsspeise, das unwiderstehliche Kribbeln im Bauch beim ersten Rendez-vous.

Wir kennen auch die Momente des Scheiterns, der Verzweiflung, der Hoffnungslosigkeit oder der Wut, den Vertrauensbruch eines geliebten Menschen, den Verlust einer Anstellung in einem Unternehmen, bei dem wir „All-in” gegangen sind.

Nicht alles, was im Archiv unseres Lebens lagert, ist angenehm, unbeschwert: Wir haben uns in unserem Leben oftmals geirrt, haben Menschen und Situationen falsch eingeschätzt, haben vielleicht etwas getan oder gelassen, was wir anschließend bereut haben. Den Blick lange in der konfliktbeladenen Vergangenheit zu halten, bremst frische Energien, die wir benötigen, um uns neue Ziele zu setzen und an deren Umsetzung zu gehen.

Nach Rückschlägen den Selbstwert stärken

Damit wir auch die negativen Erfahrungsschätze im Archiv unserer Vergangenheit produktiv nutzen können, brauchen wir einen konstruktiven, wohltuenden Umgang mit diesen Erlebnissen. Gute Erfahrungen stärken unseren Selbstwert, unerfreuliche Ergebnisse untergraben ihn. Deshalb macht der konstruktive Umgang mit negativen Erfahrungen einen großen Unterschied. Oft halten wir uns davon ab, den verborgenen Nutzen aus ihnen zu ziehen. Die Angst vor negativen Erfahrungen hält uns heute oft davon ab, unsere Wünsche, Visionen und Ziele in die Tat umzusetzen. Wir geben zu früh auf, denn wir schauen nicht nach den Ursachen, die dazu geführt haben, dass wir unser Ziel nicht erreicht haben. Wir geben uns zufrieden mit der Botschaft „Das war nichts für mich.”

Aus Rückschlägen, aus gescheiterten Anläufen können wir mehr lernen, als aus leichten Erfolgen.

Was wäre aus uns wohl geworden, wenn wir dieser Angst schon als Kleinkind erlegen wären? Wir hätten niemals gelernt zu Krabbeln, geschweige denn zu Laufen. Machen wir uns bewusst, dass wir vor einem Schritt in eine unbekannte Welt nicht wissen können, welches Ergebnis am Ende stehen wird und akzeptieren wir dieses Risiko! Wie auch immer das Ergebnis ausfallen wird, wir werden durch die gemachten Erfahrungen immer profitieren.


„Denke ich über die Ursachen eines Mißerfolges nach, kann ich es beim nächsten Mal anders machen.”

Verantwortung für die eigenen Gedanken übernehmen

Negative Nachrichten aus dem Umfeld oder eigene negative Gedanken erregen oft leichter unsere Aufmerksamkeit als positive. Katastrophen, die uns vielleicht drohen könnten oder Fehler, die wir möglichst vermeiden sollten, aktivieren Ur-Ängste. Wir wollen uns vor realen oder vermeintlichen Gefahren schützen.

Wenn der kontinuierliche Zufluss negativer Nachrichten unser Denken beeinflusst, dann sollte das genauso mit positiven Nachrichten funktionieren.

Für konstruktive Gedanken und ein entsprechendes Umfeld müssen wir schon selbst aktiv sorgen, indem wir uns jederzeit fragen, welchen Gedanken wir unsere Aufmerksamkeit widmen möchten. Damit übernehmen wir Verantwortung für unser Denken und Handeln. Wenn wir uns angewöhnen, uns selbst regelmäßig von außen zu betrachten, können wir prüfen, ob das, was wir denken, auch unserem geistigen und körperlichen Wohlbefinden zuträglich ist. Statt sich spontanen Gedankengängen wie Zuschauer hinzugeben, können wir die Regie an diesem „Film-Set unseres Lebens” übernehmen und entscheiden, welche Gedanken konstruktiv und hilfreich in unserem Sinne sind.


„Das, was ich glaube, macht mich zu dem Menschen, der ich bin. ”

Was will ich denken, wer will ich sein?

Eine negative Selbsteinschätzung ist weder uns selbst dienlich, noch wirkt sie besonders anziehend auf andere: Mit einer negativen Ausstrahlung rauben wir anderen Lebenslust und gute Laune. Wir können selbst entscheiden, was wir aus unseren Erfahrungen machen. Wir sind unseren Gedanken und Stimmungen nur solange ausgeliefert, bis wir uns die Hintergründe der dahinterstehenden Glaubenssätze bewusst machen.

Unsere Glaubenssätze sind durch unsere Beobachtungen und Erfahrungen geprägt. Wir bestätigen uns in unserem Glauben regelmäßig. Damit bilden wir Gewohnheiten heraus, die uns scheinbare Gewissheit und Orientierung im Leben vermitteln.

Um diesen „gedanklichen Kreisverkehr” zu verlassen, können wir unseren Verstand beim Denken beobachten. Wir können uns fragen, ob Erfahrungen aus der Vergangenheit oder Sorgen um die Zukunft für unsere augenblickliche Situation relevant sind. Es ist uns oft nicht bewusst, dass und welche Gedanken wir uns machen, denn unser Denken startet ohne unser Zutun. Wenn wir lernen, unsere Gedanken und Gefühle zu überwachen, wechseln wir in die bewusste Ebene und können entsprechenden Einfluss auf das, was wir denken wollen, nehmen (vgl. Tolle). Gute Kommunikation fängt mit uns selbst an.


„Entscheide ich, welche Gedanken mir zuträglich sind, übernehme ich die Regie in meinem Leben.”

Literatur & Inspiration:
Henri Marzillier: Immer die richtigen Worte finden, Berlin 2021
Eckhart Tolle: Leben im Jetzt, München 2014
Fotos:
Joshua Rondeau via unsplash.com

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